Ein Zwiegespräch ist mehr als nur ein einfaches Gespräch zwischen zwei Personen; es ist eine tiefgründige und strukturierte Form des Dialogs, die dazu dient, Missverständnisse abzubauen und das Verständnis füreinander zu vertiefen. Es wurde von Michael Lukas Möller und seiner Frau entwickelt, um die Kommunikation in Beziehungen zu verbessern.
Vielleicht hast Du auch schon mal das Gefühl gehabt, in einem schwierigen Streit oder Gespräch festzustecken, weil der Partner bzw. die Partnerin nicht wirklich zuhört? Weil die Emotionen hochschlagen und die Antwort schon kommt, bevor Du richtig ausgesprochen hast. Kennst Du solche Situationen? Genau hier kommt das Zwiegespräch ins Spiel. Der Fokus liegt darauf, ein offenes Ohr füreinander zu haben und echte Verbindung zu schaffen.
Wann können Paare vom Zwiegespräch profitieren?
Eine häufige Situation ist, wenn Konflikte auftreten. Hast Du Themen, die schwer anzusprechen sind, weil sie verletzend sein könnten? Hier kann ein Zwiegespräch wahre Wunder wirken. Weitere Momente, in denen Zwiegespräche besonders hilfreich sind:
- Bei Missverständnissen und Krisen: Wenn du spürst, dass du und dein Partner aneinander vorbeireden, kann ein Zwiegespräch Klarheit schaffen.
- In stressigen Zeiten: Seien es berufliche Herausforderungen oder familiäre Probleme – solch intensive Phasen können die Kommunikation belasten. Ein Zwiegespräch schweißt in Krisenzeiten zusammen.
- Zur Stärkung der Bindung: Auch außerhalb herausfordernder Situationen lohnt ein Zwiegespräch, um die emotionale Nähe zueinander zu vertiefen. Denkt an regelmäßige „Check-ins“ in der Beziehung.
- bei emotionalen Themen: Bei sehr persönlichen Themen, wie Sprechen über die geteilte Sexualität oder Vertrauensbrüchen hilft die klare Struktur Ruhe zu bewahren und vorschnelle Unterstellungen zu vermeiden.
- Bei Veränderungen im Leben: Ob Umzug, Jobwechsel oder Familienzuwachs – solche Einschnitte bieten den perfekten Anlass, um sich auszutauschen und die gegenseitigen Bedürfnisse neu abzugleichen.
- als wöchentliche oder monatliche Routine: bei regelmäßigen Zwiegesprächen ist es leichter in Kontakt zu bleiben und Themen anzusprechen. Das vermeidet die Sprachlosigkeit, die in vielen Beziehungen sich mit den Jahren ausbreitet, wenn selten über intime Themen gesprochen wird.
Ich erinnere mich, als ich im Rahmen meiner Ausbildung erstmals mit dem Zwiegespräch in Kontakt kam. Es war eine turbulente Zeit in meiner Beziehung und wir hatten beide viel um die Ohren. Ein terminiertes Zwiegespräch an einem ruhigen Sonntag half uns, unsere Gedanken zu sortieren und uns wieder gemeinsam auszurichten. Auch ich musste das wirklich zuhören erst einmal lernen. Als Paartherapeut empfehle ich diese Art zu sprechen sehr oft, da hier auch Verletzungen ausgesprochen werden können und über eine Regelmäßigkeit Paare lernen sich in ihren Gesprächen wieder mehr aufeinander zu beziehen. Es ist ein sehr bewährtes Gesprächsformat, um die Beziehung kontinuierlich zu pflegen und sich gegenseitig zu unterstützen, wann immer es nötig ist.
Regeln für ein Zwiegespräch – ein Leitfaden
Jetzt, wo wir wissen, wann Paare vom Zwiegespräch profitieren können, ist es wichtig, auch die Regeln für ein erfolgreiches Zwiegespräch zu verstehen. Denn ohne klare Leitlinien kann es schnell chaotisch oder ineffektiv werden. Hier ist ein praktischer Leitfaden, um sicherzustellen, dass euer Zwiegespräch wirklich den gewünschten Effekt erzielt. Eine ausführliche Anleitung kannst Du Dir hier herunterladen.
- Schaffe eine ruhige Umgebung: Sucht euch einen Ort, an dem ihr ungestört seid. Das kann ein ruhiges Zimmer oder ein Spaziergang im Park sein. Ablenkungen sind tabu.
- Setze eine Zeitbegrenzung: Damit das Gespräch nicht ins Uferlose geht, könnt ihr eine Zeitspanne von 30 bis 45 Minuten festlegen. Das hält die Konzentration hoch. Oft hilft es die Redezeit einer Person auf 15 Minuten zu begrenzen. Länger als 90 Minuten sollte ein Zwiegespräch auf gar keinen Fall gehen. Lieber sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut verabreden.
- Verwende „Ich“-Botschaften: Statt Vorwürfe zu machen, drückt eure Gefühle aus. Zum Beispiel: „Ich fühle mich überfordert, wenn…“ statt „Du machst immer…“. So bleibt der Fokus auf deinen Empfindungen.
- Aktives Zuhören: Der Zuhörende sollte sich wirklich auf die Worte der ersten Person konzentrieren, ohne zu unterbrechen. Bei Bedarf könnt ihr gemeinsam zusammenfassen, was gesagt wurde, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Sei respektvoll: Vermeide verletzende Kommentare und bleibe konstruktiv. Zwiegespräche sind keine Schuldzuweisungen, sondern der Versuch, gemeinsam Lösungen zu finden.
- Redezeit gleichmäßig verteilen: Es ist wichtig, dass beide Partner sich gleichermaßen äußern können und alle Themen genauso ernst genommen werden wie die Themen des Gegenübers.
Was nicht sollte
Wenig hilfreich sind während eines Zwiegesprächs in hitzigen Auseinandersetzungen oft gepflegte Verhaltensweisen
- Keine Ratschläge: Jeder erzählt von sich und was euch jeweils im Inneren beschäftigt. Ratschläge im Sinne: „Ich weiß, was gut für Dich ist!“ sind kontraproduktiv.
- Keine Vorwürfe: Kein Thema ist tabu, aber wieder geht es nur darum das eigene Erleben auszusprechen und damit gehört zu werden. Sich gegenseitig die Schuld für etwas vorzuwerfen führt nur zu mehr Streit.
- Keine Unterbrechungen: Eine Person spricht, bis sie ausgesprochen hat. Auch Schweigen und Pausen sind erlaubt. Wenn die Person sagt: „Das ist was ich jetzt zu sagen habe“, dann übernimmt die zweite Person und fasst das Gehörte zusammen. Das ist nicht immer leicht auszuhalten.
- Keine Interpretationen: Hören was der Partner / die Partnerin sagt. Eigene Gedanken und Interpretationen verstellen uns den Blick auf den Partner, dadurch entstehen oft Verletzungen und Bewertungen.
Fazit
Es lohnt sich, diese Art der Kommunikation wirklich mal auszuprobieren. Durch die Zusammenfassung ist sichergestellt, dass ich wirklich verstanden habe, was mir mein Gegenüber sagen möchte. So entschleunigt sich das Gespräch und schwierige Themen finden kreative gute Lösungen. Eine Verabredung zu einem Zwiegespräch bringt mehr Achtsamkeit und eine neue Qualität in die Paarkommunikation. Glückliche Paare haben gelernt, sich immer wieder Zeit zu nehmen und über Probleme in der Partnerschaft zu sprechen. Die Andersartigkeit unserer jeweiligen Persönlichkeit darf so sichtbar werden, ohne dass die Beziehung dadurch bedroht werden muss.
Eine ausführliche Anleitung kannst Du Dir hier herunterladen. Hast Du Fragen oder willst deine Erfahrungen teilen? Dann schreibe mir gerne: mail@psychotherapie-ehrhardt.de
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